ThPQ 2/2024 "Apokalypse": Das Ende als Denkform der Gegenwart.

Apokalypse – nur ein fernes Irgendwann? Immer wieder fanden sich Menschen in Zeiten gestellt, die sie mit Kategorien der Apokalyptik zu fassen und zu deuten suchten. Und auch unsere Gegenwart scheint nur mehr im Modus des Endes denkbar: Krisen und Kriege, Klimakatastrophe und ökologischer Zusammenbruch … Um Gefühlen der Bedrohung und Ängsten Ausdruck zu verleihen, greifen Politik, Aktivismus, Medien und Kunst verstärkt zu Vokabular und Bildern der biblischen Überlieferung, und das vielfach auch ohne jede religiöse Konnotation. Heft 2/2024 der Theologisch-praktischen Quartalschrift untersucht die Sinnformation "Apokalypse" als vielgestaltiges Mentalitätsphänomen, das immer wieder aufs Neue aktualisiert wird – und als Deutung der je eigenen Gegenwart in religiösen wie säkularen Kontexten sehr reale Auswirkungen haben kann. Sichtbar werden in den Beiträgen aber auch die inspirierenden Potenziale einer Apokalyptik, der im christlichen Verständnis Hoffnung und Zuversicht eingeschrieben sind.

In 90 Sekunden kommt es zur ultimativen Katastrophe und die Welt geht unter. Zeit genug, um neugierig zu werden auf dieses Themenheft. Es beleuchtet, wie Zeiten von Krisen, Bedrohungen und Ängsten das Erleben und Handeln von Menschen prägen – und dass dabei in der Vergangenheit und auch noch heute apokalyptische Vorstellungen aktualisiert werden, gleichermaßen in religiösen wie in säkularen Kontexten.

Aus dem Editorial

In einer Welt, die von Krisen und Umbrüchen gezeichnet ist, gewinnen apokalyptische Vorstellungen sowohl in religiösen als auch in säkularen Kontexten an Popularität. Massive Bedrohungen und Ängste lösen einen zunehmend apokalyptischen Ton im politischen und gesellschaftlichen Diskurs aus, der zwischen Hoffnungslosigkeit und Zuversicht changiert. Zukunft wird kaum mehr als Raum der Hoffnung, sondern vielfach angstbesetzt wahrgenommen – vor allem von jüngeren Generationen.

Aber "das Ende" wird nicht nur erwartet, sondern ist in gewisser Weise (immer) schon Realität, sowohl in der von uns allen geteilten Erfahrung der Endlichkeit als auch in den "postapokalyptischen" Zuständen, in denen Menschen auf diesem Planeten aufgrund von Krieg, Umweltzerstörung und Zerfall funktionierender Staatlichkeit in Geschichte wie Gegenwart leben müssen.

Apokalyptik wird daher als Mentalitätsphänomen und Denkbewegung mit spezifischen Ausformungen und Funktionen in den Blick genommen und analysiert: als umfassende Weltdeutung mit historischen Bedingtheiten, als handlungsleitendes Programm, als Element des Trostes wie auch der Manipulation – und nicht zuletzt als Horizont der Hoffnung angesichts von Endlichkeit und Sterblichkeit. Gerade auch im Kontext von Film und Populärkultur wird das apokalyptische "Erbe" aufgegriffen und findet Gestaltungen, die zwischen realen Ängsten und fiktionaler Unterhaltung oszillieren. Es sind moderne Versuche, die Welt handhabbar zu machen, ohne sie letztlich in den Griff zu bekommen. Und in ihrer säkularen Lesart der Apokalypse haben sie gründlich vergessen, dass religiöse Apokalyptik ihre Hoffnung aus dem  verheißungsvollen Eingreifen Gottes schöpft.

 

Namhafte Expert:innen, die in unterschiedlichen Feldern das vielfältige Phänomen der Apokalyptik erforschen, enthüllen im aktuellen Heft der Theologisch-praktischen Quartalschrift apokalyptische Narrative von der Antike bis in die Gegenwart und decken ihre polarisierenden und inspirierenden Potenziale auf. Sie geben Einblick in Denkbewegungen, die zwischen Hoffnungslosigkeit und Zuversicht changieren, und untersuchen deren jeweilige Ausformungen und Funktionen.

Mit Beiträgen zum Thema von Tanja Busse, Theresia Heimerl, Ulrich H. J. Körtner, Alexander-Kenneth Nagel, Ingo Reuter und Michael Tilly, einer Abhandlung von Bischof Manfred Scheuer sowie zahlreichen Rezensionen aktueller Publikationen aus allen Feldern der Theologie.

Editorial Heft 2.2024 "Apokalypse"

Quartals.Gespräch

Am 6. Mai 2024 findet im Bildungshaus Schloss Puchberg ab 19:30 Uhr ein Quartals.Gespräch zum Thema Das Ende ist da!? Wie die ständige Apokalyptik uns verändert statt.

Unter Moderation von Christoph Burgstaller diskutieren Franz Landerl und Christoph Niemand. Weitere Informationen finden Sie hier.

Besuchen Sie auch das Quartals.Gespräch zum Thema Musik und Religion am 7. Juni 2024 an der KU Linz (im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen")! Weitere Informationen finden Sie hier.

Mehr Infos zur Zeitschrift finden Sie hier.

Die ThPQ erscheint im Verlag Friedrich Pustet. Die aktuelle Ausgabe ist auch als eBook/PDF erhältlich.

28.03.2024/rk