Kirche der Möglichkeiten

Prof. Dr. Klara Csiszar berichtet über die Weltbischofssynode

Wohin bewegt sich die Katholische Kirche?

Pastoraltheologin Prof. Dr. Klara Csiszar berichtet beim KKV Passau über die Weltbischofssynode

„Und sie bewegt sich doch! – die Kirche“, so das Fazit des Vortrages von Prof. Dr. Klara Csiszar bei einer Vortragsveranstaltung des KKV – Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung im vollbesetzten „Haus der Generationen“.

Prof. Dr. Csiszar stammt aus Satu Mare in Rumänien, hat sich bei Prof. Dr. Paul-Michael Zulehner habilitiert und ist nun seit 2019 Lehrstuhlinhaberin für Pastoraltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz, seit 2023 auch deren Vizerektorin.

Die Veranstaltung wurde mit einem geistlichen Impuls durch Pfarrer Franz Scholler eingeleitet, der einen Gedanken von Bernhard von Clairvaux in den Mittelpunkt stellte.

Neben vielen KKV-Mitgliedern konnte ich auch die Mitglieder des Fachausschusses „Laienapostolat und pastorale Entwicklung in Stadt und Land“ des Diözesanrates mit Vorsitzendem Markus Biber an der Spitze begrüßen.

Die Referentin beschrieb zunächst ihre eigene Erwartungshaltung. Sie war als theologische Expertin zur aktuellen Weltbischofssynode in Rom berufen worden. Ihre Erwartungen waren anders als die Erwartungen im deutschen Sprachraum, da sie die Weltkirche kennt. Bereits formal sah sie schon einen Fortschritt, dass nicht nur Bischöfe Stimmrecht hatten, als über die Synthese abgebstimmt wurde. Sie beschrieb die große Bandbreite im Bereich des Kirchenbildes, des Menschenbildes und des Gottesbildes, die die Vorstellungen von Kirche und deren Zukunft in der ganzen Welt prägt. In Europa ist man sich einig, dass die Kirche in der Krise ist. Die Einordnung der Krise ist aber unterschiedlich. Die einen beklagen einen großen Reformstau, die anderen beklagen Glaubensschwund. Nicht selten streitet man sich gegenseitig die Katholizität ab. In dieser schwierigen und aufgeladenen Situation von Polarisierungen, wo Reformgegner und Reformbefürworter sich gegenüberstehen, hat Papst Franziskus einen wichtiger Schritt gesetzt, so Klara Csiszar. Er lud ein, um einen neuen synodalen Stil zu entdecken und zu lernen, wo Anders-Sein als Bereicherung und Vielfalt und nicht als Störfaktor empfunden wird. Es geht um ein gutes Miteinander trotz vieler Unterschiede. Sie stellt die Frage, ob Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe – die drei Achsen der Weltsynode - dabei helfen können, diesen neuen Stil des guten Miteinanders zu erlernen.

Die Synode war von viel gegenseitiger Wertschätzung, von einem synodalen Stil zwischen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geprägt, so ihre Beschreibung. Es ist gelungen, so Csiszar, von einem Ich zum Wir zu kommen. Der Synthesebericht enthält allen wichtigen und auch strittigen Themen. Besonders hervorzuheben sind dabei die Bedeutung der Wunden der Welt für die Sendung der Kirche, die Betonung der Armen und die Verantwortung der Kirche ihnen gegenüber. Sie sind die Protagonisten der Kirche. Als weitere Themen aus dem Synthesebericht beschrieb sie die Notwendigkeit und die Bedeutung der integralen Ökologie in der kirchlichen Praxis; die Rolle der Frauen in der Kirche und ihre Anwesenheit in den Leitungspositionen, die Rolle der Laien in der Priesterausbildung, die umfassenden Ausbildungsangebote für Frauen, das Plädoyer für die Etablierung einer Kultur der Rechenschaft, die Stärkung der Bischofskonferenzen in den Bereichen von Lehre und Moral, um auf die Herausforderungen und Entwicklungen vor Ort bessere Antworten geben zu können, eine neue Einstellung zu Menschen mit anderer sexueller Orientierung sowie den Hinweis auf den Umgang mit polygam lebenden Menschen, womit sich die Kirche weiter beschäftigen soll.

Eine Kirche der Möglichkeiten in einer katholischen Vielfalt nimmt gerade Gestalt an, so Csiszar.

Die Diskussion erbrachte zahlreiche weitere Aspekte. So ist für Csiszar die Frage der Mission weniger eine Strategie, um größer und bedeutender zu werden. Sie sieht Mission als Verantwortung jedes einzelnen Christen. Wer sein Engagement als „Mission“ versteht, wird dazu beitragen, dass Kirche eine Anziehungskraft erhält. Sie hält nicht viel von Rekrutierung von Menschen, sondern plädiert dafür eine Gemeinschaft zu werden, der es um ihr Wozu geht, nämlich die Liebe Gottes in dieser Welt erfahrbar zu machen.

Auch die Frage, was denn passiert, wenn Papst Franziskus zurücktritt bzw. die nächste Versammlung unter einem neuen Papst zusammentritt wurde diskutiert. Csiszar vertrat die Auffassung, egal ab wann wir ein neues Pontifikat haben, dass der synodale Prozess weiter gute Chancen hat voranzukommen. Die Arbeit daran ist so weit fortgeschritten ist, dass man hier nur noch schwerlich dahinter zurückgehen kann.

Es war eine gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmern auch Mut und Hoffnung zum aktuellen Prozess der katholischen Kirche vermitteln konnte.