Beatrix Hofer - Mitarbeiterin am Institut für Pastoraltheologie - erzählt von ihrer Arbeit als Gefängnisseelsorgerin
In meinem Postfach befinden sich die Benachrichtigungen der Inhaftierten für Einzelgespräche und diese suche ich nach der Reihe auf. Manchmal sind sie dann doch nicht in der Zelle anzutreffen, weil sie gerade arbeiten, Besuch haben, der Anwalt da ist, ein Arzttermin gemacht wird, oder …
Das Einzelgespräch findet in einem der Besprechungsräume fast immer mit dem/der Inhaftierten allein statt. Die Themen, die dabei angesprochen werden, sind so vielfältig wie die Menschen selbst es sind. Doch als ehemalige Krankenhausseelsorgerin nehme ich auch viele Parallelen zur Krankenhausseelsorge wahr. Der Schock nicht (mehr) bei seinen Lieben sein zu können, wie kommen die Angehörigen nun ohne einem zurecht? Die vielen Herausforderungen die damit (Krankheit oder Gefangenschaft) einhergehen und einem noch fremd sind, Zukunftsängste gesellen sich unter Umständen dazu.
Als Seelsorgerin ist auch hier die Aufgabe „einfach mal da-sein“ und zuhören – nachfragen, wenn etwas von mir nicht verstanden wird. Wie ich schon sagte, sehr mit der Krankenhausseelsorge verwandt. Der größte Unterschied zwischen Krankenhaus- und Gefangenenhausseelsorge ist der Ort und die damit verbunden Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Alles andere ist für mich gleich, denn ich habe sowohl im Krankenhaus wie auch im Gefängnis mit Menschen und deren Begrenzungen zu tun.
Zum Schluss erwähne ich den Gottesdienst, der wöchentlich stattfindet, und nicht selten als willkommene Abwechslung angenommen wird. Dies birgt die Chance, dass sie sich dem persönlichen Glauben wieder neu stellen.
Beim Hinausgehen aus der Anstalt erhalte ich wieder meinen Ausweis zurück und nehme das eine oder andere Wort noch ein Stück meines Weges mit.
Beatrix Hofer, April 2024